Prag in goldene Farben erleben
Es gibt Städte, die man in jeder Jahreszeit besuchen kann. Prag gehört zweifellos dazu. Doch im Herbst hat die tschechische Hauptstadt einen ganz besonderen Zauber. Das Licht ist weicher, die Farben intensiver, die Gassen leerer und die Cafés voller Gemütlichkeit. Ich habe mich auf den Weg gemacht, um Prag im Herbst zu erleben – und möchte dich mitnehmen auf meine Reise.

Ein erster Blick: Prag im Goldenen Licht
Schon bei der Ankunft fällt mir auf, dass Prag im Herbst ruhiger wirkt als im Sommer. Die großen Touristengruppen sind weniger geworden, die Stadt atmet durch. Am Morgen liegt oft ein feiner Nebel über der Moldau, der die Karlsbrücke wie in einen Traum hüllt. Sobald die Sonne aufgeht, taucht sie die Dächer in ein goldenes Licht, das man nur in dieser Jahreszeit so intensiv erlebt.
Wenn du früh aufstehst, kannst du die Brücke fast für dich allein haben. Die Statuen wirken mystischer, das Kopfsteinpflaster glänzt leicht feucht vom Morgentau, und die Straßenkünstler packen erst ihre Sachen aus. Prag im Herbst bedeutet: Du erlebst die Stadt viel intimer, fast so, als würde sie ihre Geheimnisse nur dir anvertrauen.
So schön ist Prag im Herbst
Auch im Herbst bleibt Prag eine lebendige Stadt. Auf den Plätzen sammeln sich Straßenmusiker, auf der Karlsbrücke drängen sich Maler und Souvenirhändler, und in den Restaurants herrscht bis spät in die Nacht Betrieb. Manchmal wirkt es voll, doch genau das macht den Charme aus: Prag lebt von seiner Vielfalt, von Menschen, die hier zusammenkommen, um Geschichte, Kultur und Genuss zu teilen. Wer Prag ohne Trubel erleben will, muss in die frühen Morgenstunden ausweichen – doch ein wenig Gedränge gehört einfach dazu.











Fotografie: Mario Förster
Angenehme Temperaturen im September
Besonders im September lohnt sich eine Städtereise nach Prag. Die Temperaturen liegen oft noch zwischen 18 und 22 Grad, tagsüber kann man also problemlos draußen sitzen, während die Abende bereits angenehm frisch sind. Diese Mischung macht es ideal für lange Spaziergänge durch die Altstadt oder entlang der Moldau. Auch die Biergärten haben in dieser Zeit noch geöffnet, sodass man den Spätsommer in vollen Zügen genießen kann, ohne die drückende Hitze des Hochsommers ertragen zu müssen.
Spaziergang durch die Altstadt
Mein erster Weg führt mich wie so oft auf den Altstädter Ring. Dort thront die Astronomische Uhr, die auch im Herbst Scharen von Menschen anzieht – aber eben nicht mehr so viele wie in der Hochsaison. Ich beobachte, wie die Zeiger ihre Kreise ziehen, während um mich herum die Cafés den ersten Kaffee ausschenken.
Die Farben der Häuser wirken im warmen Herbstlicht noch kräftiger. Von Ocker über Terrakotta bis zu sattem Grün leuchten die Fassaden gegen den grauen Himmel. Ein Bummel durch die engen Gassen führt mich vorbei an kleinen Antiquariaten, traditionellen Bäckereien und Geschäften, die längst nicht nur Touristen im Blick haben.
Aussicht auf Prag aus einer Rooftop-Bar
Ein besonderer Höhepunkt meiner Reise war der Blick über die Stadt von oben. In Prag gibt es mehrere Rooftop-Bars, die nicht nur gute Drinks, sondern auch atemberaubende Ausblicke bieten. Besonders beeindruckend fand ich das House of Fun in der Neustadt. Von hier aus hast du einen 360°-Panoramablick über Prag: die Türme der Altstadt, die Moldau, die Brücken und in der Ferne sogar die Burg. Am Abend, wenn die Lichter angehen und die Stadt golden schimmert, verwandelt sich dieser Moment in ein unvergessliches Erlebnis. Ein Sundowner-Cocktail auf der Dachterrasse ist die perfekte Art, einen Herbsttag in Prag ausklingen zu lassen.
Die Burg im Herbstnebel
Kein Prag-Besuch ohne die Prager Burg. Der Aufstieg durch die herbstlich gefärbten Gärten ist ein Erlebnis für sich. Die Kastanienbäume werfen ihre Blätter auf die Wege, und über den Dächern liegt eine fast melancholische Stimmung.
Oben angekommen, wirkt der Veitsdom noch imposanter. Wenn der Nebel sich kurz lichtet und die Sonne durchbricht, glitzern die bunten Glasfenster wie Edelsteine. In den Innenhöfen der Burg herrscht im Herbst eine andere Atmosphäre: weniger Gedränge, mehr Raum, um die Architektur in Ruhe auf sich wirken zu lassen.
Ein Highlight im Herbst ist für mich ein Spaziergang entlang der Moldau. Die Bäume am Ufer färben sich gelb, orange und rot, und das Wasser reflektiert diese Farben wie ein Spiegel. Besonders schön ist die Kampa-Insel, wo man zwischen herabfallendem Laub und alten Gebäuden fast vergisst, dass man mitten in einer Metropole ist.
Hier lässt sich auch wunderbar eine Pause machen – in einem kleinen Café mit Blick auf die Moldau, wo man bei heißem Kakao oder Grog den vorbeiziehenden Booten zuschauen kann. Diese Mischung aus urbanem Leben und Natur mitten in der Stadt macht Prag im Herbst so besonders.
Kulinarik: Herbst auf dem Teller
Der Herbst in Prag hat auch kulinarisch einiges zu bieten. In den Restaurants gibt es jetzt Wildgerichte, deftige Eintöpfe und gebratene Ente mit Knödeln und Rotkraut. Besonders beliebt ist der Sankt-Martins-Tag im November, an dem fast jede Gaststätte Gans auf der Karte hat.
Ich gönne mir ein Wildschweinragout und böhmischen Knödeln – reichhaltig, würzig im weltbekannten Restaurant U Fleku. Dazu passt ein tschechisches Bier, das im Herbst oft kräftiger eingebraut wird. Auch die traditionellen Märkte bieten saisonale Spezialitäten: Kürbisse, Pilze und Maronen sind überall zu finden.

Ein Nachmittag im Café
Prag ist berühmt für seine Kaffeehauskultur, und im Herbst entfaltet sie ihre ganze Magie. Während draußen die Blätter fallen, sitze ich im Café Slavia am Fenster, bestelle einen Apfelstrudel und schaue auf die Moldau hinunter.
Das Rascheln der Zeitung, das Klirren der Tassen, die gedämpften Gespräche – all das hat eine beruhigende Wirkung. Für mich ist das ein unverzichtbarer Teil einer Städtereise: innehalten, die Atmosphäre aufsaugen, den Rhythmus der Stadt spüren.
Museen und Kultur
Wenn die Tage kürzer werden, lohnt sich ein Blick in die Museen der Stadt. Das Nationalmuseum mit seiner monumentalen Fassade am Wenzelsplatz wirkt im Herbst noch imposanter. Drinnen kann man stundenlang durch natur- und kulturhistorische Ausstellungen wandern.
Besonders gefallen hat mir das Kafka-Museum auf der Kleinseite. Im diffusen Herbstlicht passt die Ausstellung über den wohl berühmtesten Prager Schriftsteller perfekt zur Stimmung der Stadt: ein bisschen düster, sehr nachdenklich, voller Spiegelungen und Irrwege.

Warme Abende in Prag
Wenn die Sonne untergeht, entfaltet Prag einen ganz eigenen Zauber. Die Straßenlaternen werfen ein warmes Licht auf die Kopfsteinpflaster, und die Moldau glänzt schwarz und geheimnisvoll. Ich mache einen Abendspaziergang über die Karlsbrücke, diesmal nicht im Trubel des Tages, sondern in fast schon meditativer Ruhe. Musiker spielen melancholische Lieder, Touristen knipsen letzte Fotos, und über allem liegt eine leise Romantik.
Später ziehe ich durch die Kneipen der Neustadt. Hier sind die Lokale weniger touristisch, die Preise günstiger und die Stimmung authentisch. Ein Bier im Glas, ein Gespräch mit Einheimischen – so fühlt sich Prag im Herbst an: bodenständig, herzlich und ein bisschen rau.
Prag im Herbst ist für mich ein Erlebnis, das ich jedem nur empfehlen kann. Die Stadt zeigt sich dann von einer anderen Seite – weniger laut, weniger voll, dafür wärmer, stimmungsvoller und intimer.
Die goldenen Farben der Bäume, der Nebel über der Moldau, die gemütlichen Cafés, das deftige Essen – all das macht eine Städtereise in dieser Jahreszeit zu etwas Besonderem. Wer Prag kennt, sollte es unbedingt einmal im Herbst erleben. Und wer noch nie dort war, der findet jetzt den perfekten Zeitpunkt für eine erste Reise.
Praktische Tipps für deine Herbstreise nach Prag
- Anreise: Von Ostsachsen aus bist du in wenigen Stunden mit dem Auto oder Zug in Prag. Perfekt für ein verlängertes Wochenende.
- Beste Reisezeit: Oktober und November – die Farben sind am schönsten, die Temperaturen angenehm kühl.
- Kleidung: Packe bequeme Schuhe und eine warme Jacke ein, denn Prag erkundet man am besten zu Fuß.
- Unterkunft: Viele Hotels und Pensionen bieten im Herbst günstigere Raten als im Sommer.
Schlussgedanke
Es gibt viele Gründe, Prag zu lieben. Doch im Herbst ist es eine Stadt, die mehr bietet als nur Sehenswürdigkeiten. Sie schenkt Ruhe, Wärme und Momente, die man nicht vergisst.
Wenn ich an meine Reise zurückdenke, sehe ich die Morgensonne über der Karlsbrücke, den Nebel an der Burg und das warme Licht in den Cafés. Prag im Herbst ist ein Gedicht – und ich bin sicher: Wenn du einmal hier warst, wirst du wiederkommen wollen.





















