Lausitzer Fisch als Markenzeichen der Region
Das Wasser im Teich liegt still in der Sonne. Nur ab und zu durchbricht eine Flosse die Oberfläche. Am Ufer steht Lars Hempel, die Hände in die Hüften gestemmt. Auf der Ladefläche seines Transporters warten Weizenkörner – das Signal für die Fütterung. „Die Fische sind schon ungeduldig“, sagt er. Mit jedem Schaufelwurf ins Wasser schnellen Karpfenköpfe nach oben, die Oberfläche gerät in Bewegung, silbrige Körper blitzen auf.

Am 20. September 2025 starten die „24. Lausitzer Fischwochen“ offiziell. Zahlreiche Gaststätten, Teichwirtschaften und Hofläden beteiligen sich daran und bieten Spezialitäten rund um den Lausitzer Fisch – von frischem Karpfen bis hin zu kreativen Neuinterpretationen.
Neben den gastronomischen Angeboten erwarten die Besucher auch Märkte, Führungen und Veranstaltungen, die Einblicke in die jahrhundertealte Teichwirtschaft und die nachhaltige Fischzucht der Region geben.
Alle Veranstaltungen sind online unter www.lausitzer-fisch.de zu finden.
Seit Generationen ist die Familie Hempel mit der Fischerei verbunden. Großvater und Vater waren Fischer, heute führt Lars den Hof im Milkel weiter. Nach der Wende wagte die Familie den Schritt in die Selbstständigkeit, übernahm den traditionsreichen Betrieb in der Oberlausitz. 2001 starb der Vater plötzlich – da war Lars erst 21. Gemeinsam mit Mutter Annegret und später seiner Frau Annett entschied er: Wir machen weiter. Heute bewirtschaften die Hempels 28 Teiche mit rund 260 Hektar Wasserfläche mitten im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft.
Der Alltag des Teichwirts ist vielfältig. Dreimal in der Woche füttert Lars Hempel die Fische. Im Herbst werden die Teiche abgefischt, die Karpfen kommen in Hälteranlagen mit frischem Spreewasser, um den typischen „modrigen“ Geschmack zu verlieren. Von Oktober bis April gibt es Hofverkauf: küchenfertige Karpfen, Filets, auf Wunsch grätenarm geschnitten. Annegret Hempel, gelernte Verkäuferin, schneidet selbst – ein zweites Standbein sind Ferienwohnungen direkt auf dem Hof. Gäste aus ganz Deutschland und den Nachbarländern kommen, um Ruhe zu genießen oder beim Abfischen dabei zu sein.
Teichwirtschaft bedeutet jedoch mehr als Fischzucht. Wege müssen gepflegt, Dämme kontrolliert, Genehmigungen beantragt werden. „Man ist Fischer, Landschaftspfleger und oft auch Büroangestellter“, sagt Lars’ Frau Annett. Die Familie kennt auch Schattenseiten: Kormorane, die Bestände dezimieren, Biber, die Dämme zerstören. Doch trotz aller Mühen überwiegt die Leidenschaft. „Das hier ist der schönste Arbeitsplatz der Welt – auch wenn er viel Arbeit macht“, sagt Lars und schaut über das Wasser.
Mit dem Titel „Teichwirt des Jahres“ ist Lars Hempel in diesem Jahr Aushängeschild der Lausitzer Fischwochen. Sie machen die jahrhundertealte Tradition der Teichwirtschaft erlebbar – in Gaststätten, Hofläden und bei Veranstaltungen in der ganzen Region. Hier wird gezeigt, dass „Lausitzer Fisch“ mehr ist als eine Spezialität: Er steht für nachhaltige Bewirtschaftung, Artenvielfalt und ein Handwerk, das die Landschaft prägt.
Lars Hempel
Schloßstraße 26a | 02627 Radibor OT Milkel