Frauenkirche, Semperoper, Zwinger – diese Dresdner Sehenswürdigkeiten sind weltbekannt. Doch auch abseits der Touristenpfade finden Besucher der sächsischen Hauptstadt spannende Attraktionen. Dazu gehören die Lost Places in Dresden und Umgebung.
Verlassene Orte in und um Dresden
Lost Places sind Sinnbild des Geheimnisvollen. Sie geben schöne und schaurige Einblicke in die Vergangenheit. In Dresden und Umgebung erwartet die Mischung aus Mystik und ein wenig Grusel diejenigen, die folgende Orte aufsuchen:
Der Leipziger Bahnhof
Der Leipziger Bahnhof befindet sich auf der Neustädter Seite in Dresden. Er liegt in der Leipziger Vorstadt Ost. Einst handelte es sich um einen prunkvoll gestalteten Kopfbahnhof, den ersten in der sächsischen Hauptstadt. Die deutsche Ferneisenbahn, die in Leipzig losfuhr, hielt hier ab der Mitte des 19. Jahrhunderts.
1901 entstand der Bahnhof Dresden-Neustadt. Im Leipziger Bahnhof endete daraufhin der Besucherverkehr. Aus ihm wurde ein Güterbahnhof. Die historischen Bahnhofsgebäude blieben jedoch stehen.
Wer den Leipziger Bahnhof noch als Lost Place sehen möchte, muss schnell sein. Seit 2022 plant Dresden, das alte Bahnhofsgelände in ein grünes Stadtquartier umzuwandeln. Im Mai 2024 entschied sich der Ausschuss für Bau, Verkehr und Liegenschaften für einen Entwurf für den Umbau.
Sachsenbad Dresden
In der Wurzener Straße im Dresdner Stadtteil Pieschen entstand zwischen 1928 und 1929 das Sachsenbad. Die ehemalige Badeanstalt schloss 1994. Seither verfällt das Gebäude, dessen Inneres früher verschiedene Bade- und Erholungsmöglichkeiten bot:
- ein römisches Bad sowie ein Dampfbad im Erdgeschoss
- Massage- und Ruheräume
- ein 25 Meter langes und elf Meter breites Schwimmbecken
2021 erwarb ein Projektentwickler das Sachsenbad und plante den Umbau zu einem modernen Geschäftsgebäude. Allerdings gerieten die Sanierungsarbeiten ins Stocken. Daher sieht das Bauwerk von außen noch immer nach einem Lost Place aus [Stand: Oktober 2024].
Dresdner Heeres-Neben-Munitionsanstalt
Am Rande der Dresdner Heide in der Nähe der Albertstadt finden sich Reste ehemaliger Munitionsanstalten. 1873 entstand hier ein weitläufiger Kasernenkomplex mit Artilleriewerkstätten und Munitionsanstalt.
Die Nebenmunitionsanstalten dienten hauptsächlich als Lager. Von den mehr als 28 Bunkern blieben nur wenige erhalten. Sie liegen versteckt im Wald. Die Eingänge sind meist eingestürzt und mit Graffiti versehen. Teils ragen die ehemaligen Lüftungsschächte noch aus der Erde.
Lapidarium Dresden
Zu den Lost Places in Dresden, die Touristen offiziell besichtigen können, zählt das Lapidarium in der Hohen Straße. Es befindet sich in der Ruine der ehemaligen Zionskirche. Sie entstand 1912, fiel 1945 jedoch der Zerstörung anheim. Nur ein kleiner Teil der Kirchenräume blieb erhalten.
Die Stadt sicherte die ehemalige Kirchenruine baulich ab. Bereits seit 1994 dient sie als Lapidarium, eine Sammelstätte für Denkmäler. Besucher können sich beim Amt für Kultur und Denkmalschutz anmelden und an einer kostenfreien Führung teilnehmen.
Das Lapidarium erreichen sie vom Altmarkt aus bequem zu Fuß. Folgen sie der Budapester Straße, brauchen sie knapp eine halbe Stunde.
Historische „Weizenmühle“ im Plauenscher Grund
Der Plauensche Grund gehört zu den ältesten Siedlungsgebieten in und um Dresden. In der Straße „Heidenschanze 3“ entdecken Besucher einen schaurig-schönen Lost Place.
Die alte „Weizenmühle“ entstand 1770 als Pulvermühle für die sächsische Armee. Um 1830 diente sie als Garnisonsmühle, bevor sie 1903 in den Besitz einer Großbäckerei überging.
Seit 1990 ist die alte „Weizenmühle“ außer Betrieb. Seither zieht sie als historische Sehenswürdigkeit Besucher an. Rund eine Viertelstunde Fahrzeit trennen sie vom Dresdner Altmarkt.
Villa Kolbe
Die einst prachtvolle Villa Kolbe steht in Radebeul, rund eine halbe Fahrstunde von Dresden entfernt. Das im Stil der Neurenaissance erbaute Gebäude entstand Ende des 19. Jahrhunderts. Seit 1995 steht es leer und verfällt langsam.
Offiziell ist die Villa Kolbe nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Allerdings erwarb die Stadt Radebeul das Bauwerk im Frühjahr 2024. Seither stehen Pläne für eine denkmalgerechte Sanierung.
Wer die Villa, deren Nebengebäude sowie den Englischen Garten von Nahem sehen möchte, kann bei der Stadt nach einer Zugangserlaubnis fragen. Alternativ: Vom Gehsteig in der Zinzendorfstraße einen Blick auf die in die Jahre gekommene Villa werfen.
Wichtige Hinweise für den Besuch von Lost Places in Dresden und Umgebung
Bevor Du Dich auf Entdeckungstour begibst, solltest Du einige Dinge beachten, um Deinen Ausflug sicher und rechtlich einwandfrei zu gestalten:
- Betreten auf eigene Gefahr: Viele Lost Places sind in einem baufälligen Zustand. Der Zugang zu diesen Orten ist oft nicht offiziell erlaubt, da Einsturzgefahr oder andere Gefahren bestehen. Informiere Dich im Vorfeld, ob ein Betreten gestattet ist und betrete nie abgesperrte oder gekennzeichnete Bereiche.
- Rechtliche Grundlagen: Ohne Erlaubnis des Eigentümers kann das Betreten von verlassenen Gebäuden und Grundstücken als Hausfriedensbruch gewertet werden. Für einige Lost Places, wie das Lapidarium, gibt es jedoch offizielle Führungen, bei denen Du die Orte legal besichtigen kannst.
- Ausrüstung und Sicherheit: Trage festes Schuhwerk und, falls notwendig, Schutzkleidung, um Dich vor Verletzungen durch Schutt oder scharfe Gegenstände zu schützen. Eine Taschenlampe ist bei Besuchen in dunklen Gebäuden unverzichtbar. Gehe am besten nie allein und informiere andere über Deinen Aufenthaltsort.
- Respekt und Achtsamkeit: Lost Places sind oft mit historischen und emotionalen Geschichten verbunden. Behandle die Orte mit Respekt. Hinterlasse keinen Müll und nimm keine Gegenstände mit. „Take nothing but pictures, leave nothing but footprints.“
- Hinweis für Fotografen: Lost Places sind beliebte Motive für Fotografen. Wenn Du Bilder machen möchtest, achte darauf, keine privaten Informationen oder sensible Bereiche zu dokumentieren. Kläre im Zweifelsfall, ob Du Fotos veröffentlichen darfst.
- Alternative Möglichkeiten: Sollten Dir einige Orte zu riskant erscheinen, gibt es offizielle Führungen oder Ausstellungen, die einen legalen Zugang ermöglichen. Nutze diese Gelegenheiten, um spannende Einblicke zu erhalten, ohne Dich in Gefahr zu bringen.
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